Was soll man sonst sagen? SENSATIONELL
Die St. Josefs-Bühne Timelkam hatte am 16. Februar mit der Wiederaufnahme der Rockoper „Jesus Christ Superstar“ Premiere. Nach 23 Jahren (2001 wurde das Musical bereits schon einmal aufgeführt) wurde eine rockige, zeitgemäße Inszenierung auf die Bühne gebracht. Für die Gesamtleitung, Regie und Bühnenbild zeichnet Tausendsassa Alois Hangler verantwortlich.
Jesus Christ Superstar ist eine Rockoper, die am 12. Oktober 1971 im Mark Hellinger Theater in New York City uraufgeführt wurde. Die Musik wurde von dem damals noch unbekannten Andrew Lloyd Webber geschrieben. Tim Rice verfasste die Liedtexte und erzählt die letzten sieben Tage im Leben von Jesus in einzigartiger Weise aus der Sicht von Judas. Es geht um das letzte Abendmahl, das Urteil Herodes und den Verrat von Judas, der schlussendlich zum Tod von Jesus führt. Die Uraufführungen wurden von Protesten christlich-konservativer Gruppen begleitet, die vor allem daran Anstoß nahmen, dass Judas als sympathische Figur dargestellt wird. Die Original-Inszenierung lief am Broadway 720 Mal. Das Rock-Musical war zugleich das erste Werk von Webber, das 1973 fürs Kino verfilmt wurde.
Es geht Webber und Rice nicht um den biblischen Jesus. Die Betonung liegt offenkundig auf „Superstar“. Das macht dieses Stück auch heute noch so aktuell. Starruhm in Sport, Musik, im Film, im Internet, Heilsbringer in Religion und Esoterik gab und gibt es zu allen Zeiten. Diese Stars überfordern sich selbst und erfüllen nur kurze Zeit die Erwartungen ihrer Fans.
Die Kirche von Timelkam wurde für Jesus Christ Superstar zu einer beeindruckenden „Showbühne“ umgebaut. Das moderne Gotteshaus ist nicht durch Säulen geteilt und somit entsteht ein eindrucksvoller Raum.
Hanglers Bühnenbild ist relativ einfach mit Vorhangbahnen gestaltet. Umso imposanter wirkt die gewaltige Bildsprache die so durch die indirekten Lichtstimmungen entsteht. Showtreppen und Scheinwerfer verstärken noch das Thema „Superstar“.
Der Josefs-Bühne Timelkam ist es beeindruckend gelungen eine zeitgemäße Version von Jesus Christ Superstar auf die Bühne zu bringen, die erkennbar und sehr glaubwürdig an die Jugendkultur von heute heranrückt.
Das 30-köpfige Musiker-Ensemble spielt inmitten des Bühnengeschehens unter der Leitung von Christoph Eckl. Prägnante Gitarrenriffs verstärken den rockigen Sound.
60 Schauspieler und Sänger bevölkern die außergewöhnliche Bühne. Die Choreographien von Gabi Pölking werden vom Ensemble dynamisch und scheinbar mühelos bewerkstelligt. Die gesangliche Leitung übernahm Andreas Hubl – auch mit hervorragenden Chorpassagen.
Sophie Eckl als Maria Magdalena gibt eine liebevolle, besorgte Frau, die den von seinen Jüngern unverstandenen Jesus so liebt und nimmt, wie er ist. Einfühlsam spürt das Publikum diese Zugewandtheit in ihren Liedern.
Lukas Habring spielt und singt einen zerbrechlichen, unsicheren, zweifelnden Jesus. Er transportiert überzeugend die innere Zerrissenheit des Menschen Jesu. Dieser Mensch kann der Rolle, die ihm die Massen zugedacht haben, nicht gerecht werden. Stimmlich wechselt er zwischen rockigen Tönen und emotionaler Interpretation, was vor allem im Song „Gethsemane“ zum Ausdruck kommt.
Alexander Daxner als Judas nimmt die Herausforderung dieser Rolle in stimmlicher und schauspielerischer Weise an und überzeugt auf der ganzen Linie. Intensiv und energiegeladen ist seine Wut über die Uneinsichtigkeit Jesu bis in die letzten Reihen spürbar. Emotional überzeugend auch der Verräter, der daran zerbricht, Jesus verraten zu haben.
Sebastian Fitzinger gibt glaubwürdig Pilatus als mächtigen, tiefgründigen Mann, der seinen Prinzipien untreu wird. Er erkennt klar die Unschuld Jesu, lässt sich aber vom Volk lenken.
Das durchgängig stimmstark besetzte Ensemble, Chor und TänzerInnen begeistern bei der ausverkauften Premiere.
Was die St. Josefs-Bühne Timelkam hier abliefert (und auch die Jahre zuvor schon gezeigt hat), ist einzigartig im Amateurtheaterbereich in ganz Österreich. SängerInnen, SchauspielerInnen, MusikerInnen, Regie, Choreographie und alle anderen Beteiligten hinter der Bühne sind ausnahmslos unbezahlt im Einsatz. Gratulation nach Timelkam für diese herausragende Produktion und die Bravourleistung, so viele Menschen (vor allem auch junge) für das Mittun bei der Bühne Timelkam begeistern zu können.
Noch zu sehen
https://sjb.at/
Hier geht es zum Originalbericht des Amateurtheater-Oberösterreich.